Auch als Podcast zum Anhören:
Dipl. Burnout-Prophylaxe-Trainerin | Dipl. Psychologische Beraterin | Dipl. Hypnose-Trainerin | Trainerin für Lese- und Rechtschreibschwäche | Supervisorin | Autorin
Es wird so vieles unter den Teppich gekehrt: von uns selbst und von der Gesellschaft. Nur nicht hinsehen und sich auf irgendetwas einlassen; und „Ja, nicht drüber reden, dass gerade dir so etwas passiert ist!”
Sternenkinder – Kindesverlust, Ängste, Homosexualität, Alkohol, Krankheit – und all ihre Auswirkungen innerhalb der Familie. Es gilt den Schein zu wahren, dass alles bestens sei; nach außen hin die perfekte Bilderbuchfamilie. Was hinter den Kulissen abgeht, darüber spricht man nicht. Um alles in der Welt „Pssstt!!!“, damit das die Anderen ja nicht mitbekommen. Alles vergeht schon, wenn wir es lange genug unter den Teppich kehren. Auch Trauer zulassen, darüber sprechen und Zeichen setzen, damit man selbst abschließen kann. Es gibt Möglichkeiten, nach einem Kindesverlust kleine Wesen in einem geschützten Rahmen zu betrauern. Das wissen vermutlich nicht viele Menschen.
Oftmals quält uns folgender Gedanke: „Du kannst doch nicht Hilfe annehmen, wenn es sogar in der Familie totgeschwiegen wird. Du musst stark sein, das vergeht schon wieder, nur nicht darüber sprechen.“
Wie kann es einem damit gehen?
Heimlich täglich ein Gläschen Alkohol trinken und sich selbst vorgaukeln: „Wenn ich möchte, kann ich jederzeit damit aufhören. Aber nicht heute, morgen – heute brauche ich das Gläschen oder Fläschchen noch. Was ist schon dabei? Ich habe keine Probleme. Und außerdem ist es doch gesellschaftsfähig, so ein kleines Schlückchen. Wer nicht mittrinkt, erscheint als Außenseiter. Und das möchte ich nicht sein!“
Homosexualität wird oft ebenfalls in der eigenen Familie, vor Freunden und natürlich auch im Job verheimlicht. Sonst ist vielleicht der Job weg – wer will das schon riskieren?
Was macht das mit UNS? Wenn der Deckmantel des Stillschweigens darübergelegt wird. Es ist dann an manchen Tagen eine Qual und viele leiden lieber heimlich darunter, als sich zu outen. Dies oder jenes darf oder kann nicht ausgesprochen werden, weil man sich dafür geniert oder denkt: „Das trifft nur auf mich zu, keiner versteht mich!“ Es bleibt die Angst, wenn man seine Neigung ausspricht, sein Ansehen und/oder seinen Job zu verlieren.
Alkoholkonsum ist in den letzten Jahren bedenklich angestiegen. Menschen versuchen, ihre Gefühle, Ängste oder Probleme durch Trinken zu ERtränken. Doch damit beginnt ein Teufelskreis, in der Nacht Schweißausbrüche und am Morgen danach fühlt man sich müde und kaputt. Am Abend beginnt das Spiel wieder von vorne.
Die eigene Familie ist vielleicht eine Katastrophe, man fühlt sich missverstanden. Dennoch: nach außen hin wird der Schein gewahrt. In diesen Momenten glauben viele Menschen, dass es nur ihnen so gehe.
Ja, wir leben im 21. Jahrhundert, aber wir wagen es nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Egal welcher Art. „I hob do kan Huscha!“; wie es so schön in Wiener Mundart heißt.
Doch würde es uns vieles erleichtern, wenn wir diese Mauern durchbrechen und offen über unsere Bedrängnis sprechen würden – und wenn wir wüssten, dass nicht alles so ist, wie es oft den Anschein hat. Das heißt nicht, dass wir alles nach außen tragen sollten. Aber wenn wir in einem geschützten Rahmen versuchen würden, über unsere Probleme und was uns bewegt zu sprechen, könnte es sein, dass auch Ihr Leben, verehrte Leser und Leserinnen, leichter werden könnte. Kennen Sie das: Wenn Sie einem Vertrauten etwas erzählen und plötzlich sagt dieser: „Das habe ich auch schon erlebt, aber nie gewagt, darüber zu sprechen!“ Und dann ist schon viel leichter geworden, weil wir das Gefühl hatten, dass wir nicht alleine sind – und schon durch diese Erkenntnis, dass es auch anderen so geht, ist Ihnen ohne großen Aufwand innerlich leichter geworden.
Es gibt so viele Themen, die uns beschäftigen!
Ich habe versucht, hier einen kleinen Einblick zu geben. Ich möchte Ihnen Mut machen und Sie darauf hinweisen, dass Sie niemals alleine zu sind, egal, welches „Problem“ Sie haben.
Denn wie in diesem Beitrag beschrieben, verbindet uns mehr als Sie denken. Würden wir in manchen Dingen doch mehr die Beherztheit haben, darüber zu sprechen, müssten wir uns vielleicht nicht so viele Gedanken machen und es wäre etwas leichter in unserer Seele und in unseren Gedanken.
Unsere Selbsthilfegruppe findet jeden letzten Samstag im Monat beim Roten Kreuz statt.
Ich freue mich schon jetzt auf ein persönliches Kennenlernen, resp., auf ein Wiedersehen. Die Selbsthilfegruppe ist kostenlos. Eine Anmeldung ist jedoch unbedingt erforderlich.
Das Bild ist für meinem Blog wurde von Karin Posch für Sie gezeichnet. Wenn Sie weitere Bilder von ihr sehen möchten, finden Sie diese unter www.tk-paintings.at
Mit lieben Grüßen,
Herzlichst Susanne