Lange habe ich überlegt, was ich schreiben soll. Wenn der Alltag nicht mehr Alltag ist und die Struktur zu bröckeln beginnt. Wie oft haben Sie sich vielleicht schon gewünscht, aus dem Alltag auszubrechen?
Oder einmal einen anderen Alltag zu erleben?
Als ob die Corona-Krise nicht schon Druck genug ist. Ich habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich einige Menschen noch zusätzlich extremen Druck machen, wenn sie vergleichen, was alle anderen alles zu Hause gemacht haben. Wie locker flockig sie alles gut gemeistert haben. Naja, ich kann Ihnen sagen: der Schein trügt.
Ein kleiner Auszug: Eltern sind mit den Kindern zu Hause und den Aufgaben überfordert. Nichts ist locker flockig. Natürlich ist es davon abhängig, wie viele Kinder es sind und in welcher Altersklasse bzw. Schulstufe. Nehmen wir den Fall von 2 Volksschulkindern: Die Motivation der Kleinen hält sich in Grenzen; sonst so brave Schüler – bei Mama oder Papa wird bei jeder Zeile geraunzt. Im Klassenverband wird gespurt, man spornt sich gegenseitig an und bei der Frau Lehrerin traut man sich nicht so mit den Widerworten – schließlich ist man das gewohnt. Zu Hause bei Mama oder Papa haben die Kinder offenbar das Gefühl, es ist Sonntag – ein immer währender Sonntag. Man darf doch ein wenig länger schlafen als unter der Schulzeit (das gilt sicher nicht für alle Kinder), die ganze Familie ist zu Hause – was in der Früh in dieser Form tatsächlich nur am Sonntag gegeben war. Nur: es ist NICHT Sonntag – und zwar nicht nur für die Kinder; das Bisschen „Homeoffice“ macht sich ja fast von alleine … Sie sind angespannt und überfordert , weil Sie gefühlt nichts weiterbringen; da trudeln schon die ersten Bilder ein in diversen Handy-Chat-Diensten; und man bekommt vorgeführt, welche Kinder noch mehr Rechnungen heute geschafft haben, wer was gezeichnet oder gebastelt hat oder wer bereits einen Waldspaziergang, eine Joggingrunde oder eine Mutter-Kind-Yoga-Stunde absolviert hat …
ODER … Irgendwie beschäftigt viele der Gedanke, die möglicherweise „gewonnene“ Zeit zu Hause besonders sinnvoll nutzen müssen, jedoch: Zum Putzen keinen Bock. Ausmisten, umräumen und Fenster putzen hätte ich gerne gemacht – und schon fühle ich mich in diesen Moment schlecht: „Die Anderen schaffen das alles!“ NEIN, nicht alle, hören Sie auf Ihren Körper und lassen Sie „alle Viere gerade sein“. Hätte es kein Corona gegeben, hätten Sie dies auch dann nebenbei und irgendwann gemacht. Es kommt der Tag, die Zeit, in der es Ihnen wieder leicht von der Hand geht und Sie wie ein Wirbelwind – und so ganz nebenbei – auch den Kasten ausgemustert, Fenster geputzt, Kuchen gebacken, neue Rezepte probiert, usw …, haben. Druck ist niemals ein guter Begleiter. Vielleicht hat es auch Ihrem Körper einmal gut getan, alles nicht so wichtig zu nehmen. Achten Sie auf sich, jeder Mensch ist individuell und genießen Sie ihr Leben und das Wichtigste ist leben sie Ihr Leben.
Versuchen Sie, Ihre Maßstäbe, was Sie alles geschafft haben sollten in diesen Wochen oder – in diesem, Ihren Leben, auszublenden. Wer ist überhaupt Ihr Maßstab? Brauchen Sie tatsächlich einen? Nehmen sie sich jeglichen Druck damit es nicht zur Belastung wird. Vertrauen Sie in Ihr Leben und genießen sie das JETZT!
Ich habe in mehreren Supermärkten recherchiert und mit einigen Kassiererinnen an der Kassa geplaudert, wie es ihnen geht in dieser neuen Situation und gefragt: „Was würden Sie sich wünschen?“ Von einer Kassiererin bekam ich diese Antwort: „Die Menschen sind offenbar grantig, einige Kunden geben uns Angestellten die Schuld, dass sie Masken tragen müssen! Mein Wunsch wäre ein besseres, rücksichtsvolleres Zusammenleben.“ Ich habe der Kassiererin versprochen, dass ich das schreiben werde. Möglicherweise regt es zum Nachdenken an.
Es wäre doch schön, würde uns alle bereichern und unser Leben erleichtern: Wertschätzung gegenüber dem Anderen sollte selbstverständlich sein – ob Corona oder kein Corona. Ein freundliches Wort, ein bisschen Geduld macht vieles leichter!
Lassen Sie sich es sich doch einfach gut gehen und bedauern Sie auf keinen Fall die Zeit in der Sie nichts getan haben. Wenn alles wieder „normal“ abläuft, dann funktionieren wir sowieso. 😊
Schreiben Sie mir gerne über Ihre Erfahrungen, damit können Sie auch anderen Menschen eventuell den Druck nehmen.
Nehmen Sie Hilfe an, ich bin gerne für Sie da: Unter www.susannekamper.at finden Sie dem Laufenden bzgl. unserer „Burnout-Selbsthilfegruppe“: auch hier sind Sie, wenn die Selbsthilfegruppe wieder stattfinden kann, herzlich willkommen!