“Tanne hin oder her”
© Susanne Kamper | vertont und gesungen von Bine und Susanne Kamper
Dipl. Burnout-Prophylaxe-Trainerin | Dipl. Psychologische Beraterin | Dipl. Hypnose-Trainerin | Trainerin für Lese- und Rechtschreibschwäche | Supervisorin | Autorin
“Tanne hin oder her”
© Susanne Kamper | vertont und gesungen von Bine und Susanne Kamper
Es war einmal eine riesengroße Tanne, zumindest hätte man sie als „Tanne“ bezeichnet. Sie wuchs schneller als alle anderen Bäume. Sie war auch sonst anders als alle anderen, weil sie auch – verglichen mit anderen Tannen – speziell oder sehr ungewöhnlich aussah. Manchmal fragte sich die Tanne: „Bin ich eine richtige Tanne?“ Ihre Äste sahen ganz anders aus als bei ihren Tannenwaldgefährten. Viele kleine Äste waren immer wieder verkrümmt, gewellt und bogen sich in allen Richtungen, dazwischen zahlreiche kleine Äste, die nicht wie Äste aussahen. Oft waren diese kurz und flauschig, dann aber wieder stachelig. So von Selbstzweifel geplagt, wurde aus dem Bäumchen ein Baum: lang, dünn und riesengroß. „Ich bin doch eine Tanne, obwohl ich so außergewöhnliche Äste, komische Nadeln habe und gelockt bin“, tröstete sich der nun stattliche Baum immer wieder selbst. Doch hin und wieder wuchsen auch richtige Tannenzweige und der Baum bekam Hoffnung, in seinem Glauben richtig zu liegen. Da er so gigantisch und voller Stolz mit seiner Spitze emporragte, war er für sich etwas ganz Besonderes. Die anderen Tannen belächelten ihn nur und manchmal, wenn es ganz dunkel war, kamen dem Baum die Tränen und aus jeder Träne wuchs aus dem Stamm wieder ein seltsamer Ast. Die Bäume lachten darüber noch mehr und sprachen zu ihm: „Du wirst niemals ein richtiges Weihnachtsfest erleben.“ Sie erzählten von den strahlenden Kinderaugen, wenn diese den prächtig geschmückten Baum sahen und dass an diesem besonderen Abend, dem Heiligen Abend, Weihnachtslieder gesungen und Geschichten erzählt werden. Aber mit jeder Kränkung wuchs der Baum noch schneller. So zog wieder einmal der Monat Dezember ins Land.
Viele Menschen schauten sich im Wald um, bis sie den für sich optimalen und bestgewachsenen Tannenbaum für den Heiligen Abend entdeckten. Traurig blieb der große und ungewöhnliche Baum im Wald zurück. Einige Jahre vergingen, bis schließlich einen Tag vor Weihnachten, dem 23. Dezember, ein kleines Mädchen mit riesengroßen Augen, die noch größer wurden, als sie vor der vermeintlichen Tanne, die niemand im Wald ernstgenommen hatte, stehenblieb. „Dieser Baum ist wunderschön. Mama, Papa können wir den mitnehmen?“, fragte das Mädchen mit kindlicher Begeisterung. „Lisa, der Baum ist viel zu groß!“, meinten die Eltern zuerst, doch sie konnten ihrem geliebten Töchterchen, der kleinen Lisa, mit ihren Kulleraugen keinen Wunsch abschlagen, da diese in den letzten Jahren sehr krank gewesen war und immer so tapfer gewesen war. Das Herz des Baumes hüpfte vor Freude, als er fein säuberlich verschnürt aufs Autodach geladen wurde und während der Fahrt wackelte vor lauter Übermut die Spitze fröhlich, ja fast wild, hin und her, sodass alle glaubten, dass der Baum die Autofahrt nicht überleben würde.
Zusammen trugen die Eltern – Lisa half mit, so gut es ihre Kräfte zuließen, den Baum in die Wohnung, gaben ihn ins Wasser und schnitzen den Baumstamm zu. Als, der Vater plötzlich rief: „Oje, der Baum stößt ja an die Decke, wir müssen ihn abschneiden.“ Die Tanne hörte das und bog ihre Spitze hinunter. Lisa lachte und sagte: „Seht nur, der Baum kann uns verstehen!“, als dieser nun mit seiner kleinen Spitze zu wackeln begann. Nun wusste der Baum, dass er hier zu Hause war. Lisa war überglücklich und legte sich trotz freudiger Erwartung auf den kommenden Tag erschöpft und müde in ihr Bettchen. Am nächsten Morgen erblickte Lisa den schönsten geschmückten Christbaum, den sie je gesehen hatte. Zum krönenden Abschluss hing sie noch zwei besondere Kugeln von ihren Großeltern dazu: eine war silber-gold und ausgehöhlt: darin befand sich eine Tänzerin und manchmal hatte man das Gefühl, dass diese tanzte. Die andere Kugel war mit einem kleinen Engel mit einem großen Weihnachtsbaum bemalt. Der Baum auf der Kugel sah genauso aus wie ihr Christbaum heute. Lisa liebte diese Kugel, denn ihr Opa hatte sie einst selbst bemalt.
Tanne hin oder her ein Weihnachtswunder musste her …, und ob der Baum wirklich eine Tanne war, weiß niemand … aber der Baum war wunderbar und glücklich, weil er erkannte, dass es doch gleichgültig sei, Tanne hin oder her. Er war der größte und schönste Weihnachtsbaum. Einen kleinen Ast und einige Nadeln hat Lisa bis heute aufbewahrt und jedes Jahr zu Weihnachten steht bis heute diese kleine verzierte und von ihr handbemalte Schachtel unter jedem Weihnachtsbaum – mit den Christbaumkugeln von Opa und Oma. Sonst wäre es für Lisa kein Weihnachten. So erlebt der ungewöhnliche Baum immer wieder Weihnachten in seinem Zuhause – in Lisas Herzen – und hört bis heute das schöne Lied:
Tanne hin oder her ein Weihnachtswunder musste her …
Den Tränen nahe, den Glauben verloren
Das Nadelkleid gewellt
Ein Kind kam herbei und sah die Schönheit des Baums
Und Liebe erfüllte die Nacht
Tanne hin oder her
ein Weihnachtswunder musste her
Tanne hin oder her
ein Weihnachtswunder musste her
Egal wie du aussiehst oder wie man dich nennt
Vergiss nie wie wertvoll du bist
Tanne hin oder her
ein Weihnachtswunder musste her
Tanne hin oder her
ein Weihnachtswunder war nun da
und denk daran – du bist wunderbar
VERGISS DAS NIE
von