Eine Mutter berichtet über Ferienidylle und Schulstart:
„Es soll ja Eltern geben, die sehen dem kommenden Schulbeginn dankbar entgegen. Die Sommerferien mit den lieben Kleinen waren schön und man hat im Urlaub endlich die Zeit mit den Kindern, die das ganze Schuljahr auf der Strecke bleibt. Für den gemeinsamen Familienurlaub trifft das zu. Für den Rest der Ferien sind viele Eltern mit dem Problem konfrontiert, wie sie den Spagat zwischen Kinderbetreuung und dem eigenen Job bewerkstelligen sollen – zahlreiche „Angebote“ von Feriencamps etc. sollen Abhilfe schaffen – stellen aber oft eine finanzielle Herausforderung und/oder ein logistisches Problem (Kinder überall hinzuchauffieren) dar – v.a. wenn man mehrere Kinder hat. Manche Eltern empfinden es als Erleichterung, wenn der Schulalltag wieder eintritt und somit für die Kinder wieder geregelt ist.
Und dann gibt’s Eltern wie uns: wir sehen dem Schulbeginn mit „Bauchweh“ entgegen. Das frühe Aufstehen (bei uns beginnt die Schule schon um 07:30!), das Antreiben zur Eile der Kinder in der Früh, das ständige „mach weiter, wir kommen zu spät“, das Jauserichten, Helfen beim Einpacken, Helfen beim Anziehen, das Checken „hast Du alles?“ „Was? Warum sagst Du mir das erst jetzt, dass Du das heute brauchst!?“ Wenn ich daran denke, graut mir jetzt schon. Unsere Kinder sind Volksschüler, also noch recht klein und brauchen diese elterliche Unterstützung noch. Dazu kommen zahlreiche schulische und außerschulische weitere Verpflichtungen: Elternabend hier, Elternabend dort – und überall wird die elterliche Mithilfe eingefordert, dabei gehen unsere Kinder in eine „ganz normale Volksschule“ – es soll ja durchaus Schulen geben, wo diese elterliche Mitarbeit ohnehin „Teil des Konzepts“ ist, aber das ist bei uns – zumindest vom Konzept her – gar nicht der Fall. Und trotzdem: Mehrere What’sApp-Gruppen, immer wieder die Aufforderung bei Ausflügen mitzugehen, den Elternverein zu unterstützen, den Erstkommunionsunterricht mitzugestalten, … sollten die Kinder noch in sportlichen Vereinen sein, ist auch hier elterliche Mithilfe gefordert. Man hetzt vom Job zum Hort, vom Hort zum Tanzen, Musikschule, Fußball (auch am Wochenende) … das geht täglich so dahin … dazwischen noch „das kleine bisschen Haushalt“ und die ständige Dauerbelastung im Job. Ist man mal im Büro angelangt, kommt es durchaus vor, dass man nach dem Bürotag (und der ist eh kurz, weil ja die nachmittäglichen Verpflichtungen warten) 48 (!) neue WhatsApp-Nachrichten aus diversen Elterngruppen auf seinem Handy vorfindet … Wenn das kein „Dauerbeschuss“ ist, dann weiß ich auch nicht …
Natürlich ist Vieles auch „hausgemacht“ – es fällt uns (meinem Mann und mir) schwer, einmal „nein“ zu sagen – „nein“, ich stehe nicht zur Verfügung für die Betreuung eines Spielstandes am Schulfest, „nein“, ich habe keine Zeit als Freiwilliger beim Elternvereinsstand Kuchen zu verkaufen, „nein, ich kann Deine Kinder nicht mitnehmen vom Kindergeburtstag und anschließend zu Hause abliefern!“ Sicherlich denken Sie jetzt – „naja, wenn jede/r so denkt, dann funktioniert Gemeinschaft nicht!“ Das ist sicher richtig. Es funktioniert nur, wenn Eltern, Lehrer und Kinder am gleichen Strang ziehen … TROTZDEM sollte man darauf achten, dass man bei der „Frage nach Freiwilligen“ nicht den Fehler macht, sich immer als Erstes zu melden; und zwar nur deshalb, weil man selbst das betretene Schweigen nicht aushält. Versuchen Sie es einmal: Sagen Sie einmal „nein“ – nur so können Sie sich davor schützen, sich hoffnungslos zu überfordern! Deshalb muss man nicht gleich „ein Außenseiter “ werden; sondern einfach einmal SEINE eigenen Bedürfnisse im Blick haben und aus kleinen Pausen die Kraft schöpfen, sich vielleicht ein andermal wieder – vielleicht weniger angespannt – für einen freiwilligen Dienst zu melden …
Das ist eine Situation aus dem Alltag – aber es gibt so viele Dinge wo wir uns scheuen das kleine Wort „NEIN“ zu sagen. Wir wollen beliebt sein, dabei sein, aber auch nicht ausgeschlossen werden. Aber immer „JA” zu sagen obwohl wir „NEIN“ denken – wird auch Ihnen auf Dauer nicht gut tun. Nett, freundlich und bestimmend, dann haben Sie vielleicht ein Stück Freiheit wiedererlangt.
Aber vielleicht wird es doch nicht so schlimm, weil Sie diese Geschichte gelesen haben und rechtzeitig die Handbremse gezogen haben. 😊
Kommt es vor, dass SIE und Ihre Bedürfnisse „auf der Strecke“ bleiben? Haben Sie Schwierigkeiten „NEIN“ zu sagen? Versuchen Sie sich – wenn auch kurze Pausen – Zeit für SICH zu nehmen, sprechen Sie über IHRE Sorgen und Bedürfnisse! Unsere Selbsthilfegruppe findet jeden jeden letzten Samstag im Monat statt: unter www.susannekamper.at